Ilona Nicklisch zum Antrag von SPD, CDU,Grünen „Ernährungsstrategie für Brandenburg“ – 27.08.2021

27. Aug 2021

Rede von Ilona Nicklisch in Textform:

Frau Abg. Nicklisch (BVB/FW):

Sehr geehrte Vizepräsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Ich muss zugeben: Der vorliegende Antrag zur Erarbeitung einer Ernährungsstrategie für Brandenburg hat mich doch einigermaßen überrascht, sogar verwundert. Nicht aufgrund der Begründung, laut der selbst Sie, liebe Kollegen der Koalitionsfraktionen, offenbar erkannt haben, dass ungesundes Essverhalten und Bewegungsmangel gerade bei Kindern und Jugendlichen mittlerweile ernst zu nehmende Dimensionen angenommen haben. Zugegeben, das ist keine so überraschende Erkenntnis nach Monaten des Corona-Lockdowns und des verordneten Distanzunterrichts an den Schulen.

Was mich viel mehr überrascht, ist das, was Sie nun mit Ihrer Ernährungsstrategie ermitteln und verbessern wollen. Sie fordern beispielsweise die Ermittlung und Berücksichtigung regionaler Versorgungs- und Verarbeitungsstrukturen, Wertschöpfungsketten und Vermarktung zu ergründen, den Grad der Selbstversorgung mit regionalen Produkten zu erfassen und noch einiges mehr, was unter der Federführung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz erarbeitet werden soll. Da stellt sich mir die Frage, warum Sie dazu nicht einfach Herrn Minister Vogel und sein Landwirtschaftsministerium befragen. Dort dürfte all das, was Sie jetzt in Ihrer Strategie ermitteln wollen, längst vorliegen. Aber vielleicht brauchen Sie ja auch erst einen Antrag als Anlass, um mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Greift man sich schlussendlich die Zielstellung Ihres Antrags heraus, nämlich jungen Menschen die Bedeutung von gesundem und hochwertigem Essen näherzubringen, dann wächst bei mir das Unverständnis. Machen wir uns nichts vor: Wenn Sie das Problem der gesunden Ernährung wirklich angehen wollen, dann lösen Sie es wahrscheinlich nicht mit einer derartigen Ernährungsstrategie. Wir wissen doch längst, wo wir wirklich ansetzen müssen: Anstelle das Geld für unzählige Studien und Strategien auszugeben, wäre es sinnvoller, den Mahlzeitenzuschuss für Kita- und Schulessen zu erhöhen. Damit würden die Schulkantinen und die Caterer in die Lage versetzt, hochwertige Lebensmittel zu verwenden. Oder sorgen Sie dafür, dass die Fast-FoodKetten gesündere Produkte anbieten müssen. Nehmen Sie Einfluss darauf, dass der Fett- und Zuckergehalt von Produkten der Lebensmittelindustrie strenger reglementiert wird, oder führen Sie an Schulen die kostengünstige Versorgung mit Obst und frischer Milch wieder ein. Ich möchte behaupten, dass wir in diesem Punkt sogar zu meiner Schulzeit in der DDR deutlich besser aufgestellt waren als heute. Das sollte uns wirklich zu denken geben.

Frau Block hat schon viele Punkte angesprochen, die ich auch noch angesprochen hätte. Sie spricht uns Freien Wählern eigentlich aus der Seele. Aber, so leid es mir tut, diesem Antrag können wir nicht zustimmen. Wir hatten überlegt, ob wir uns enthalten. Aber die Problematik ist so schwierig und so detailliert zu durchdenken, dass wir den Antrag ablehnen müssen; er ist aus unserer Sicht nicht ausgegoren. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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